Lieder an einem Sommerabend 2018

Texte: 

Elisabeth Lohrer, Ehrenamtliche Referentin für Geschichte und Dorfentwicklung der Gemeinde Sipplingen
Bilder: Siegfried Lohrer
Quellen:

Archiv der Gemeinde Sipplingen,
Archiv der kath. Pfarrkirche Sipplingen
Buch Sipplingen am Bodensee 1967, Herbert Berner
Buch Geschichte eines Dorfes und seiner Umgebung 1906, Josef Zimmermann
Artikel von Geistl. Rat Joh. N. Schatz
Archive – Bodenseekreis, Freiburg, Karlsruhe, Sigmaringen
Archiv Lohrer

Projekt:

2 Ortsrundgänge mit der musikalischen Begleitung des Gesangverein Hohenfels Sipplingen 1885 e. V.

Station 5 – Die Kelter

Rosalie Beirer-Meier

Früher gab es in Sipplingen ca. 14 Torkel. Diese waren im Besitz der Grundherren. Der Wein wurde vor Ort gepresst, abgefüllt, zum Teil gelagert und auf dem See weiter transportiert. Der Wein war eine Handelsware.
Alle namhaften Klöster und Herrschaften wollten hier in Sipplingen Grundbesitz haben.

Zu Beginn des 17. Jhd. war Sipplingen eine reine Weinbaugemeinde. Hier hatten 3 Kirchen, 9 kirchliche Einrichtungen, 12 Klöster, 3 Pfarreien, 3 Pflegschaften und 11 geistliche und weltliche Herren Grundrechte. Im Urbar von 1730 sind über 2.000 einzelne Parzellen aufgeführt! Für die Einwohner selber blieb nur eine kleine Fläche zur Nutzung übrig. Die Häuser zogen sich entlang des sogenannten „Gieß“ – dem heutigen Prozessionsweg entlang. Schlechteste Ernährung, schlechteste Hygiene waren ständige Begleiter der schwer arbeitenden Menschen.

Im letzten Viertel des 15. Jhd. führten gute Ernten zu einer Weinflut am Bodensee. Drei aufeinander folgende Rekordernten stellten die Rebleute vor ernsthafte Probleme. Schlecht gewordener Wein musste abgelassen werden.

Nach dem 30jährigen Krieg waren nur noch 1/3 der Rebleute am Leben. Häuser und Weinberge vielfach zerstört, die Halterungspfähle verbrannt, also katastrophale Bedingungen für die Menschen. Hungersnöte und ständige Unterversorgung begleiteten die Bevölkerung noch Jahrzehntelang.

Ein Dank an Frau Rosalie Beirer-Meier. Sie hat keine Kosten und Mühen gescheut die alte Weinpresse wieder im Kellerraum aufzubauen. Unbeirrt arbeitete sie jahrelang an der Aufgabe.

Aus den Aufzeichnungen vom Hagnauer Pfarrer Hansjakob geht hervor:
Man sagt so gerne. Der Seewein sei ungesund, mache Gries und Stein und verkalke die Gefäße der Menschen. Und doch leben in den Dörfern am See, vorab im Hange, sehr viel steinalte Leute, die ihr ganzes Leben hindurch den Seewein nie gespart haben, außer wenn sie keinen hatten.

Vom Sipplinger Wein wurde nur als Wendewein gesprochen, weil man sich nach dessen Genuss, des Nachts die ganze Zeit umdrehen müsse, damit des Weines Säure den Magen nicht durchfresse.

Vom Prinz Eugen – 1663 – 1736 wird erzählt, bei einem Besuch am Bodensee sei ihm ein Pokal mit Seewein kredenzt worden, worauf der Prinz nach einem Schluck das Gesicht verzogen und erklärt habe, er wolle lieber noch einmal Belgrad erobern als diesen Pokal austrinken.

Station 6 – Am Winzerbrunnen

Der Winzerbrunnen ist ein alter Dorfbrunnen der Gemeinde, er diente ursprünglich der Versorgung des Nonnenklosters St. Ulrich mit Trinkwasser.

Das Wasser stammte aus einer Quelle im Lutzental.

Der Brunnen erhielt 1965 einen Winzer als Brunnenfigur – zur Erinnerung an den früheren Weinbau. Anlässlich der Einweihung des Brunnens wurde aus dem letzten Fass von Hugo Regenscheit Sipplinger Wein ausgeschenkt und glauben Sie es, der war wirklich bocksauer.
Die Brunnen in Sipplingen waren Wasserversorgung für Menschen und Tiere gleichermaßen. Im Dorf verteilt, wurde Wasser für alle Bedürfnisse des Lebens geholt. Das Vieh wurde mindestens 2x am Tag am Brunnen getränkt. So mussten klare Absprachen und Zeiten gemacht werden, damit alle ihre Rechte wahren konnten. Da es immer wieder Streitigkeiten untereinander gab kaufte die Gemeinde die Grundflächen aller Brunnen um 1880. Fortan wurden die Regelungen von der Gemeinde erlassen und auch überwacht. Heute sind aus alter Zeit noch der Hänselebrunnen, hier der Winzerbrunnen und den Brunnen am Rathausplatz erhalten.

Fachwerkdoppelhaus – Bruderschaftsweg 2 und 4
Das Fachwerkhaus stammt aus der Zeit um 1600. Beachten Sie wiederum die massive Holzbohlenwand mit Fenstererker im 1. Obergeschoss. Auch hier handelt es sich um ein gestelztes Weinbauernhaus mit einem großen gewölbten Keller im Sockelgeschoss, der als Weintorkel diente. Ebenso ein Bruderschaftshaus. Ees gehörte der Leprosenbruderschaft. hat heute 3 Eigentümer, besteht aus 2 Wohnungen mit Keller extra.