Lieder an einem Sommerabend 2019

Texte: 

Elisabeth Lohrer, Ehrenamtliche Referentin für Geschichte und Dorfentwicklung der Gemeinde Sipplingen
Bilder: Siegfried Lohrer
Quellen:

Archiv der Gemeinde Sipplingen,
Archiv der kath. Pfarrkirche Sipplingen
Buch Sipplingen am Bodensee 1967, Herbert Berner
Buch Geschichte eines Dorfes und seiner Umgebung 1906, Josef Zimmermann
Artikel von Geistl. Rat Joh. N. Schatz
Archive – Bodenseekreis, Freiburg, Karlsruhe, Sigmaringen
Archiv Lohrer

Projekt:

2 Ortsrundgänge mit der musikalischen Begleitung des Gesangverein Hohenfels Sipplingen 1885 e. V.

Station 1 – Bei der Kirche

Inschrift Tafel Wetterkreuz:
Im Jahre 1836 den 3. August abends um 7 ½ Uhr …. Bey furchtbarem Gewitter ein Blitz das ganze Thurmdach dergestalt, daß dasselbe musste abgetragen und neu aufgebaut werden. Anno 1837 wurde das Thurmdach 104 Schuh hoch und neu erbaut und im August des Jahres ganz und glücklich vollendet auch gegenwärtiges Kreuz zur Ehre und zur Freude der ganzen Gemeinde aufgestellt.

Historischer Grund, es sind 871 Jahre als der erste Hohenfelser Burkhard als Domkapitular erwähnt wurde, die Hohenfelser waren unter anderen Dienstmannen.

Hohenfels war ein Lehen des Bischofs von Konstanz und zu einem Lehen und der Burg gehören auch Leute als Versorger derselben.

1155 wurde die Ecclesia zu Sipelingen erstmalig urkundlich erwähnt, der Kaiser Friedrich I. war neu gewählt und reiste durch sein Land wo er in Konstanz Station machte, da bestätigte er dem Bischoff seinen Besitz, der die ganze Umgebung erfasste. Der Bischof war größter Grundherr hier, diese Bestätigungen waren üblich wenn ein neuer Herrscher sein Amt antrat.

Seit dem 13. Jh. haben wir hier durchgehend Priester, über die Baulichkeiten von Turm und Schiff ist so gut wie nichts bekannt.

Der Turm – auch Landmarke – wird immer wieder beschädigt von Sturm und Blitz im 15., 16. Jh.

Am 5. August 1936 abends um ½ 7 schlug bei schwerem Sturm ein Blitz in den Turm der schwer geschädigt abgebrochen werden musste.

Meister John mit seinen Buben und Gesellen richteten den Turm wieder auf und der Turm wurde im August 1837 vollendet.

1880 war die letzte Beerdigung auf diesem Friedhof um die Kirche, es wurden allgemein die Friedhöfe etwas außerhalb der Ortschaften neu angelegt. Es gab vermehrt Massengräber aus der Pestzeit. Die Toten wurden auch nicht so tief eingegraben und nur mit einer schwachen Erdschicht bedeckt.

Der Platz verwahrloste, der „Gute Glas Wirt“ fuhr mit seinem Fuhrwerk zu seinem rückwärtigen Haus.

So wurde 1904 nicht nur der Kirchturm neu gerichtet, sondern auch der ganze Kirchplatz eingeebnet.

Auf dem Foto von 1904 ist der Turm eingerüstet und viele Grabsteine stehen noch auf dem Platz.

Leider wurden diese schönen historischen Grabsteine alle entfernt.

Es gab unter anderem 40 Priestergräber hier und Gedenksteine aus der Pestzeit mit den Inschriften „Klag über Klag 40 bzw. 70 in einem Grab“

Der Kirchplatz war eingerahmt von einer Kirchenmauer mit Wandnischen in denen Gedenksteine waren.

1913 brannten 2 Häuser ab – Biller und Widenhorn, danach entstand auf dem Brandplatz ein Schuttplatz.

Es gab von der Seeseite keinen rechten Zugang zum Kirchplatz, so begannen Planungen und Diskussionen über den Aufgang und der neuen Kirchenmauer. Der Aufgang wurde diskutiert – ob gerade – gewendelt und auch mit Kriegergedenkstätte in halber Höhe. 1928 kam Pfarrer Schatz, der meinte er müsse sich um diese Sache persönlich kümmern. Die Treppe wurde mit Podest gerade ausgeführt die Mauer an der Rathausstraße wurde begradigt. Baubeginn war September 1930

Es waren 15 Jahre Diskussionen und der Maurer aus Bodman bekam einen Bauzeitenplan, mit Ansage einer Konventionalstrafe bei Überschreitung.

Station 2 – Rebgärtnerhaus

Wir sind im Eckteil oder Eckerteil einer Enklave vom Dorf. Der Wiedenbach fließt vom Lutzental durch das Gieß zum See. Die obere Rathausstraße war links begrenzt durch den Tobel das Gieß und rechts dem Hang vom Boll. Am oberen Brunnen ging es links in die Krallengasse und rechts hierher zum Eckteil. Das Gieß wurde um 1960 verrohrt und aufgefüllt.

Wir sind hier am ehemaligen Haus von Familie Ehrle, nach einigen unsicheren Jahren als das Haus von Familie Josef und Johann Ehrle verkauft wurde, hat Sebastian Schmäh, Zimmermeister aus Meersburg, das Haus gekauft und baut dieses um.

Es ist das letzte alte Haus welches Sipplingen bis heute repräsentiert und zeigt wie unser Dorf bis in die 60er Jahre aussah.

Es wurde dendrologisch auf das Jahr 1662 datiert (1. Generation nach dem 30-jährigen Krieg) und als Rebgärtnerhaus erbaut.

Größere Ställe für größere Tiere wurden meist nach 1830 – 40 an- oder eingebaut. 1842 wurde eine Viehleihkasse von einigen Bürgern gegründet, welche den Leuten half eine Kuh zu kaufen – also zu finanzieren.

Der letzte Besitzer war der bekannte Josef Ehrle der Tambour des Spielmannszuges in der Bürgermiliz Sipplingen.

Bei der Hausnummerierung von 1928 bekam das Haus die Nr. 186 und bei Nummer 188 war damals Schluss.

Berthilde Schirmeister ist hier geboren und hat bis zu ihrer Eheschließung hier gewohnt. Das Foto zeigt ihre Mutter und den Großvater Josef Ehrle auf der Ofenbank im Rebgärtnerhaus ca. 1960.

Station 3 – Rosalie

Rosalies Eltern übernahmen das Haus von der ehemaligen Hebamme Eva Maria Widenhorn. Eva Maria Widenhorn machte 1900 die Prüfung zur Hebamme und übte diesen Beruf bis 1940 aus.

Rosalie baute das Haus in den 60er Jahren um und an, und führte seither ihre weit bekannte Pension, jetzt unterstützt von ihrer Nichte Christa.

Eine Idee und langer Wunsch war die Einzelteile der Weinpresse die vor dem Haus lagen wieder aufzubauen, nach einigem hin und her räumte sie den Keller aus und ihre Presse wurde wieder aufgebaut.

Das Haus muss von einem größeren Weinbauern erbaut worden sein, es gibt im Haus diesen Keller und die Presse war auch eine große Investition. Dendrountersuchungen weisen ins 17.Jh.

Der Vater der Hebamme betrieb noch Weinbau und Handel, Auszüge aus seinem Kassenbuch sind im Keller noch vorhanden.

Das Haus wurde erbaut am Hang vom Stich an der Krallengasse anstößig wieder ans Gieß, welches hier bis zur Straße ging.

 

Hier im Oberdorf wurde das Wasser für Mensch und Vieh auch am Brunnen geholt. Der Schmied Schellinger vorne am Eck, gründete mit Nachbarn eine Wassergenossenschaft Oberdorf, es kamen über 100 Mitglieder zusammen. Mit dieser Initiative bekamen die Bewohner vom Oberdorf fließendes Wasser in ihre Häuser. 

Station 4 – Kloster

Wir sind am Platzerteil, hinter uns ist der Boll. Es steht hier der zweite Brunnen vom Oberdorf. Prägend am Platz das Bruderschaftshaus aufgebaut auf einen großen Keller – gestelztes Fachwerk.

Das prägende Gebäude - das ehemalige Kloster. 1393 haben Burkhard und Walter von Hohenfels dem Klausner Keller ein Gelände als Lehen zur Verfügung gestellt, nachdem dieser weiter zog übernahmen fromme Frauen die Klause. Im Laufe der Jahrhunderte wurden die Frauen und das Kloster wohlhabend und konnten Zins geben. Die Klosterfrauen legten kein Gelübde ab, kamen aus dem Bürgertum und mussten sich als Beginen den Franziskanern anschließen – Tertianerinnen.
1784 im Februar wurde das Kloster und Klosterleben aufgelöst.

Josef I. von Österreich Habsburg verlangte von den Klöstern soziale Dienste, Kranken- und Altenpflege und Schuldienste. Auch die Sipplinger Klosterfrauen wurden veranlasst solches zu tun. Doch die Frauen konnten wegen Alter und auch fehlendem Wissen solche Dienste nicht leisten. So wurde es mit 20 anderen Klöstern im Bodenseeraum und 1000 in Österreich aufgelöst.
Am frühen Morgen kam der Kommissär des gegründeten Religionsfonds zum Pfarrer erklärte, dass sie zum Kloster gehen und dieses schließen. So geschah, dass die Frauen am Nachmittag ohne Besitz waren und anderntags ihr Essen vom eigenen Keller kaufen mussten.

In den Jahren danach wurde das Areal stückweise verkauft.

Gasthaus „Adler“

  • Antrag auf Genehmigung einer Taverne vom 12. Dezember 1811 durch Joseph Ehrle, Bäckermeister, erhielt lebenslängliche Tavernengerechtigkeit.
  • 1831 Antrag des Joseph Ehrle 75 Jahre zur Übergabe an Fidel Biller
  • 1837 Antrag des Fidel Biller seine Personalwirtschaftsgerechtigkeit in eine Realwirtschaftsgerechtigkeit
  • Die Planung der Poststraße von Ludwigshafen nach Überlingen ging am Adler vorbei.
  • Antrag Fidel Biller über Personalwirtschaftsgerechtigkeit an Josef Helff 1874, Saal 2 Wirtschaftszimmer, DG 5 Schlafzimmer
  • Übernahme 1875 von Josef Helff
  • Bei der Diskussion um den Standort für den Neubau Schule - 1911 - gab es unter anderem auch Bedenken, weil am Schulweg ein Gasthaus steht und viele Schüler an dem Haus vorbei gehen müssen.

Station 5 – Winkel - Rathausstraße - Fischerweg

Wir sind im Winkel – oder als Ganzes dem Seeteil.

Zwischen Rathausstraße, dem Wiedenbach und Berg zum Karrischer Garten.

Eingerahmt am Bach die Häuser Ermler und Widenhorn – wohl mit die ältesten Häuser im Ort.

Kleinparzellig als Muster dieser Schuppen – Alter ca. 1800

Links ein ehemaliger Rebweg, hinter dem Wiedenbach ging es in die Weinberge – Salemer Haus.

Haus von Albrecht Seiberle, Rathausstr. 19, er baute das Haus um und an.

Der Keller unterm Haus gehörte zum Gasthaus „Gutes Glas“ der Familie Thum – Zimmermann. Albrecht konnte diesen Keller wieder zurückkaufen.

Vorne an der Hausecke an der Straße gehörte eine Fläche von einigen m2 zum Haus Leopold Beyer, die darauf ihren Misthaufen hatten. Auch diese Fläche konnte wieder zurückgekauft werden.

Das Haus mit dem Durchgang zur Kirche - der ehemalige Kindergarten ab 1958. Ehemals die Handlung von Leopold Beyrer, er war Handelsmann. Rechnung von 1860 über Nähsachen für seinen Laden sehen Sie als Bild anbei.

Leopold Beyrer hatte noch 2 Brüder die sich dann von Beirer – Beurer, Beyrer schrieben, um sich als Familien zu unterscheiden.

An der Ecke die Metzgerei, ehemaliges Doppelhaus, Privat und Armenhaus mit Ortsarrest, das Haus war sehr groß und ragte in die Dorfstraße. Die Gemeinde kaufte die 2. Hälfte des Hauses. Mit der Schule im Rathaus, 1905 stand ein Umbau zur Diskussion. Das Armenhaus sollte abgebrochen und ein Neubau für 2 Lehrerwohnungen gebaut werden. Aus diesen Plänen wurde nichts, das Bezirksamt Überlingen bestand auf einen Neubau einer Schule mit Lehrerwohnungen an einem neuen Ort. 1912 wurde das Gebäude an Franz Illmensee verkauft.